Sant Antoni, eines der beliebtesten Feste auf der Insel
Ein Fest voller Teufel, Lagerfeuer und einer ganz besonderen Pinie
Jedes Jahr kurz nachdem die Heiligen Drei Könige durch die Städte und Dörfer gezogen sind und die Geschenke schon fast in Vergessenheit geraten sind, wird eines der traditionellsten Feste auf Mallorca gefeiert. Nämlich am 17. Januar, dem Tag von Sant Antoni (dem Heiligen Antonius). Dieses Fest ist tief verwurzelt in den mallorquinischen Bräuchen und ist zweifellos eines der beliebtesten in den Dörfern im Inselnorden. Außerdem ist es eines der ältesten: Man sagt, dass die ersten Festivitäten bereits 1365 stattfanden.
Antonius der Große, der Vater der Mönche
Aber wer war dieser besondere Mann, für den fast die gesamte Insel seinen Heiligentag mit so viel Elan und Freude feiert? Sant Antoni Abat war ein christlicher Mönch und Vorreiter des Erethismus. Er wurde im Jahr 251 n. Chr. in Ägypten geboren und mit etwa 20 Jahre wurde er zum Waisen und Verantwortlichen für seine jüngere Schwester. Kurz darauf erhielt er den Ruf Gottes, woraufhin er sein Hab und Gut verteilte und in die Berge ging, um dort in Abgeschiedenheit zu leben. Sant Antoni war unter anderem dafür bekannt, Tiere zu heilen. So wird erzählt, dass eine Wildsau ihm nicht von der Seite wich aus Dank dafür, dass er ihre Ferkel von Blindheit erlöst hatte. Viele Jahre lebte Sant Antoni in einer Höhle von Theben, während der Teufel ein ums andere Mal versuchte ihn mit Erscheinungen zu verführen, aber der Mönch widerstand ihnen allen. Bis eines Nachts eine Horde von Dämonen und Teufeln zu ihm kam und ihn fast zu Tode schlug, doch am folgenden Tag kamen sie wieder verkleidet als Wiesel, um die Wunden von Sant Antoni wieder zu öffnen. Daraufhin warf Gott einen gleißenden Lichtschein in die Höhle, was die Teufel in die Flucht schlug und auch nie mehr wiederkehren ließ. Sant Antoni starb am 17. Januar 365, das heißt, er wurde trotz der harten Arbeit und der kargen Kost 105 Jahre alt.
Ein Morgen mit den Tieren als Hauptdarsteller
Die Urpsrünge des Festes gehen auf die Agrarkultur der Balearen zur Zeit des Mittelalters zurück und deshalb überrascht es auch nicht, dass Sant Antoni, dem Schutzpatron der Haus- und Hoftiere gehuldigt wird. Auch wenn das Fest sich im Verlauf der Zeit entwickelt und verändert hat, so hat man doch nicht die Wurzeln verloren, sodass auch heute noch die Menschen ihre Haustiere und anderes Vieh in die Dörfer zu den Beneïdes („Tiersegnungen“) bringen. Zwischen der Vielzahl an Tieren sind die verbreitetsten sicherlich Hunde und Pferde, aber ebenso findet man Wellensittiche sowie Schildkröten und selbst die Schäfer treiben ihre Schafherden zu den Kirchen. Dieser Festakt ist vor allem bei den Kindern beliebt.
Die Nacht der Lagerfeuer, Teufelstänze und Barbecues
In den meisten Dörfern ist dieser Tag ein Feiertag, sodass sämtliche Bewohner an den Festivitäten teilhaben können. Bekannt für seine Traditionen und Spektakel sind Manacor, Sant Joan, Artà und Sa Pobla, wo die Festakte bereits am Vorabend beginnen, auch wenn viele sich bereits zum Mittagessen treffen und in Artà sogar schon am Morgen begonnen wird. In der Nacht gibt es „Foguerons“ (Lagerfeuer), Tänze der „Dimonis“ (Teufel) zusammen mit Sant Antoni (jene repräsentieren die Versuchungen, die der Mönch erlitt), „Torrades“ (Barbecues) mit Familie und Freunden, bei denen Botifarrons, Sobrassada und in Sa Pobla noch Espinagadas (ein Aalgericht) gegessen werden. All das wird untermalt vom Klang der „Ximbomba“ und den „Glosses“. Zu diesen Traditionen mischen sich in Sa Pobla noch die tanzenden „Caparrots“ (Figuren mit riesigen Köpfen) und in Artà „Log Elogi“ (traditionelles Gesangsstück).
Lasst uns die Pinie holen!
Die vermutlich eigenwilligste und auffälligste Tradition gibt es in Pollença, auch dort beginnen die Festivitäten wie in den anderen Ortschaften bereits am Vorabend mit Foguerons. Aber der große Tag für die Pollenciner ist der 17. Januar selbst. Nach den Beneïdes versammeln sich die Dorfbewohner auf der Plaça de la Almoina beim Hahnenbrunnen, um den „Sus“ (Start) der Festivitäten zu feiern und anschließend zur Finca von Ternelles zu ziehen, um von dort „u pi“ (Dialekt: „die Pinie“) zu holen. Diese Pinie von ungefähr 20 m ist auf einen Holzkarren montiert, mit dem die Pollenciner ohne weitere technische Hilfsmittel den Baum bis zur Plaça Vella im Dorfzentrum bewegen. Aber bevor der Rückweg beginnt, wird in Ternelles traditionell Pa amb Oli de arengades gegessen und Wein getrunken. Andere Getränke, die an diesem Tag hohen Zuspruch finden sind Hierbas Mallorquinas und Mesclat (zwei Liköre).
Wer wird der Erste ganz oben sein?
Ungefähr 3000 Menschen begleiten die Pinie auf ihrem Weg ins Dorf, zum Rhythmus der Xeremiers und traditionellen Tänzen wie dem „Ball de Bot“, bei denen von den Greisen bis zu den kleinen Kindern alle teilnehmen. Normalerweise erreicht der Baum gegen 19 Uhr die Plaça Vella, wo die bereits entrindete und entastete Pinie eingeseift und mit Saïm (Schweinefett) eingeschmiert wird, nur die Baumkrone bleibt bestehen. Mithilfe von Tauen wird die Pinie aufgerichtet und mit Pflöcken vertikal gehalten. Die Pinie stellt die tapfersten und stärksten Jugendlichen und da sie ein Symbol der Unsterblichkeit ist, wird die erste Person, die es bis ganz nach oben schafft „unsterblich“ (zumindest für die nächsten Wochen unter den Dorfbewohnern). In der Baumkrone erwartet den Kletterer ein Preis, was früher eine „Senalla“ (geflochtener Korb) mit einem Hahn war, ist inzwischen durch einen Sack Konfetti und einen Geldpreis ersetzt worden.
Traditionen, die Feste verbinden
Die Tradition existiert ebenfalls in Port, wo die Pinie mit einem Boot von Formentor gebracht wird. In Pollença bleibt die Pinie bis Aschermittwoch auf der Plaça Vella und wird dann gefällt. Aus dem Holz werden dann die Schwerter hergestellt, die am 2. August für die Reinszenierung der Schlacht zwischen den „Moros i Cristianos“ bei den Festivitäten zu La Patrona genutzt werden.